Blendungen werden durch eine Montage in denkmalgerechten und unauffälligen Leuchten vermieden. Die Beleuchtung erfolgt von unten nach oben. Horizontale Beleuchtungspunkte erzeugen den Eindruck großer räumlicher Tiefe. Dafür wurden, anhand von Bildern, aufwändige Pläne der Fassaden, für die Lichtverteilung erstellt.
Die technische Umsetzung ist ein Triumph des schwachen Lichts. Die Durchschnittswattzahl für die gesamte Speicherstadt beträgt 24. Die Skala reicht von 13 Watt im Bereich der Türme über 18 Watt für die Brücken und 35 Watt für die Fassaden. Nur vereinzelt sind 70 Watt ein-gesetzt worden, etwa um Gebäude voneinander abzusetzen. Im Allgemeinen sind nicht die flächigen, sondern die gliedernden und plastischen Elemente betont worden. Struktur, Kontur und Kubatur sind die Orientierungsmerkmale der Lichtbeschreibung. Ergebnis ist eine äußerst reizvolle Gestaltung von Hell und Dunkel, also ein modellierender und malerischer Umgang mit dem Bauensemble, dessen Straßennamen noch heute an das einstige Quartier holländischer Glaubensflüchtlinge erinnern. So ist aus künstlerischer- wie aus kunstgeschichtlicher Perspektive eine Hommage an die Technik des Chiaroscuro und ihre Perfektion in der holländischen Malerei durchaus gewollt.
Die ursprüngliche Nutzungsform der Gebäude als Lager, wurde zum Co-Autoren der Lichtplanung. Die, für Waren-Zulieferung heute nicht mehr genutzte, innere Wasserachse der Fleete ermöglichte die Beschränkung auf jeweils eine einzige Leuchte, welche das Licht an den einzelnen Böden bis hinauf zur Windenhaube transportiert. Die vorspringenden Fassadenteile mit den hellen Sandsteinabschlüssen, die abgewetzten, runden Kanten der Böden sowie die abschließenden Rundbögen der Luken treten dadurch eindrucksvoll hervor, die etwas zurückliegenden Türen erscheinen wie Portale eines Auftritts. Das Bildhafte und Imaginative gewinnt an Bedeutung. Die Speicher behalten etwas Geheimnisvolles, das sie nicht sogleich preisgeben. Die Speicherstadt wird so keine Landschaft des ersten, flüchtigen Blicks. Als Ort gespeicherter Zeit bewahrt sie den Reichtum ihrer Eindrücke für denjenigen Betrachter, der dafür belohnt wird, dass er sich Zeit für sie nimmt.
Das Modell für die auch heute teilweise noch aktive Belieferung von der Straßenseite heißt Paarigkeit. Zu beiden Seiten des noch tätigen Windenaufzugs wurden zwei Ausleger oberhalb des öffentlichen Lichtraumprofils angesetzt. Die insgesamt größere Helligkeit verdankt sich auch der Lage, hin zur nördlich gegenüberliegenden Altstadt. Hier befindet sich die Repräsentationsseite der Speicherstadt, direkt am Zollkanal gelegen, entwickelt sie sich zu einer Flaniermeile mit Restaurants, Cafés und Museen. Zugleich entwickelt und unterstreicht die Speicherstadt zunehmend ihre Portalfunktion, hin zur wachsenden HafenCity, die – nur durch den im Kaffeehandel weltbekannten Sandtorkai getrennt – südlich angrenzend unmittelbar gegenüber liegt.